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Mit ihm hat man in der Kochsmühle einen guten Griff getan, denn mit seinen guten Verbindungen in diese Szene schaffte er es diesmal, vier Akteure der nationalen Spitzenklasse an den Untermain zu locken. Die drei Männer, die sich mutig auf die »freie Liste« setzen ließen, hatten da keine Chance, die Vorrunde zu überstehen.
Weder Thommy Härtl mit seinem etwas gehemmten Erzählen von »fehlender Intimbehaarung« und einer grünen Ziege, die sich als verwunschene Prinzessin entpuppt, noch Fabian Rothermich, wie Härtl aus Eisenbach, mit seiner Geschichte über die Schwierigkeit des Schreibens ernteten mehr als freundlichen Applaus. Der selbst ernannte »Sit-down-Comedian« Thilo Schneider aus Waldaschaff konnte mit seinem Temporitt durch nicht mehr taufrische Ehelandschaften zwischen »Eheregen und Beziehungstraufe« einen Achtungserfolg erzielen, bekam vom Publikum aber auch nicht genügend Punkte.
Da setzte der 46-jährige Lasse Samström aus Bonn auf seine expressive Bühnenperformance mit Schüttelprosa und Schüttelreimen, provozierte mit Buchstabendrehern wie bei »häufigen Lündinnen« und dem Bekenntnis »schicken ist fön« für lautstarken Jubel und bekam in der Vorrunde die Höchstpunktzahl. Dann aber zeigte sich, dass die »Schüttelmanie« auch eine Masche werden kann, die recht schnell ihren Reiz verliert. Johannes Floehr aus Krefeld setzte auf ganz andere Qualitäten. Dass der 24-Jährige einen renommierten Jugendliteraturpreis gewonnen hat, war seinen sprachlich ausgefeilten, sensiblen Texten immer wieder anzumerken. Für ihn war im Halbfinale schon Endstation - zum Bedauern vieler Besucher.
Mit Charme, Ausstrahlung und Bühnenpräsenz punktete Daniel Wagner. 1984 in Basel geboren, Student in Heidelberg, wenn ihm die Auftritte auf den Bühnen dazu Zeit lassen. Er kam mit lockeren, witzigen Texten über eine ganz besondere Version der »Evolution« und über sein »freiwilliges soziales Jahrzehnt« im Altenheim. Wagner kam nach Obernburg und siegte - fast. Hätte es da nicht Leticia Wahl gegeben, die zierliche, kindlich wirkende 21-jährige Slamerin aus Marburg. Ihr knapper Sieg nach mehrfachen Applausstichwahlen war ein Sieg der leisen Töne.
Ein Abschluss eines gelungenen Abends, der bewies, beim Poetry Slam gewinnen nicht immer die lauten, provokanten Texte.
HEINZ LINDUSCHKA
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